Mori-Ōgai-Gedenkstätte
Die Einrichtung wurde 1984 an der Humboldt-Universität zu Berlin gegründet, da der Alma mater Berolinensis hervorragende Bedeutung für Japans Übergang in die Moderne zukam. Wie der junge Mori war ein großer Teil der rund 2.700 Japaner, die in der Meiji-Zeit (1868–1912) an deutschsprachigen Einrichtungen studierten, in Berlin eingeschrieben. Nach ihrer Rückkehr in das Inselreich gelangten viele dieser Pioniere »modernen« Wissens in einflussreiche Positionen in Bildungswesen, Kultur, Politik, Verwaltung und Wissenschaft.
Die Forschungs- und Gedenkstätte ist dem Institut für Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität zugeordnet und befindet sich am Ort der ersten Unterkunft Moris in Berlin in der 1. Etage des Eckhauses Luisenstr./Marienstr. In ihrem Zentrum steht die Ōgai-Sammlung, die ca. 2.000 Bände sowie zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze, Zeitungsartikel und Archivalien umfasst. In der Präsenzbibliothek werden sämtliche Schriften Moris im japanischen Original und – sofern vorhanden – in westlicher Übertragung zugänglich gemacht. Ferner werden Forschungsbeiträge zu seinem Wirken und zum Kontext der europäisch-japanischen Beziehungen möglichst vollständig bzw. in Auswahl bereitgestellt.
Als Servicezentrum vermittelt die Einrichtung Perspektiven der Forschung inner- und außerhalb Japans zu Ōgai und seiner Zeit und dokumentiert ihre Ergebnisse. Ein zentrales Anliegen ist es, die Werke des genius loci, der Erfahrungen zwischen den Regionen und den Disziplinen in den Mittelpunkt seines Lebens gestellt hat, einem größeren Leserkreis und der vergleichenden Forschung näherzubringen.
In den öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten bietet die Dauerausstellung Gelegenheit, sich ausführlich über Moris Leben in seinem historischen Kontext zu informieren und anhand von Briefen, Erstausgaben und weiteren Sammlungsobjekten Einblicke in sein Werk zu erhalten. Einen Teil der Daueraustellung bildet das Ōgai-Gedenkzimmer. Hier wird die Atmosphäre der Lektürereisen des Stipendiaten aus Ostasien durch die Welt europäischer Geschichte, Literatur, Philosophie und Wissenschaft nachempfunden. Im Veranstaltungsraum werden wechselnde Sonderausstellungen zu europäisch-japanischen Begegnungen in Geschichte und Gegenwart sowie Vorträge und Lesungen abgehalten.